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Nachrichten > Kultur und Bildung

Grenzgänger zwischen Klassik und Jazz


(Foto:C.Richter)

(hr) (ra) Der Mann aus Chicago kam aus New York und musste weiter nach Rom. Dazwischen liegt Eberbach mit seinen Jazztagen: Antony Molinaro gilt als einer der weltweit heißesten jungen Pianisten. In der Stadthalle genügten drei Takte am Flügel, und alle Reisemüdigkeit war vergessen, am Ende regnete es stehende Ovationen.
Kaum hatte Kulturamtsleiter Tobias Soldner den Sponsoren der Veranstaltungsreihe gedankt, allen voran der Volksbank, welche die Drucksachen finanziert, setzte sich Molinaro ohne Aufhebens an den Flügel, senkte den Kopf und begann zu spielen. Einen einleitenden Blues könnte Rachmaninow Korrektur gelesen haben. Dann eine Generalpause, in der niemand zu klatschen wagte. Immer wieder völlig klare Akkorde, die sich in chromatische Passagen auflösen, dezentes Zwielicht der Marke "Erroll Garner" und eine Unabhängigkeit der Hände, wie man sie im klassischen Genre von Horowitz kannte. Molinaro ist ein Grenzgänger. Bachs Klavierkonzerte hat er mit der "Academy of St. Martin in the Fields" eingespielt, danach tingelte er wieder durch die Jazzclubs der Vereinigten Staaten.
Soldner hatte versucht, die Eberbacher Stadthalle durch Raum teilende Bildwände und eine kleine Bestuhlung einem Jazzclub nachzuempfinden, wäre der Transport des Flügels doch nicht zu finanzieren gewesen. Molinaro konnte Ellington spielen, Eigenkompositionen oder Traditionals wie "Georgia", alles hatte die selbstvergessene Nonchalance eines Glenn Gould, der sich sein Publikum wegträumt. Stellte er sich dann dem Applaus oder sprach auf Englisch zu den Leuten, flogen dem bescheiden wirkenden Mann die Herzen zu. Neben eingestreuten Klassikern der höchsten Schule, etwa einem Sonatensatz im 7/8-Takt von Sergej Prokofjew (Molinaro verschmitzt: "A beautiful desaster!"), gab es dann auch immer wieder Musik von der Sorte, bei der man nicht zu atmen wagt, bei der das leise Piepsen einer japanischen Armbanduhr emotionalen Dolchstößen gleichkommt. Molinaro spielt mit wenig Pedal und virtuos perlendem Anschlag. Ab und zu nutzt er ein heftig und kurz durchgetretenes Pedal für eine Art Paukenschlag, dann greift er dem Flügel in die Eingeweide und hält einen Dämpfer fest, als wolle er einen bestimmten Ton im Instrument gefangen halten. Unversehens befindet man sich in einem Blues mit hinreißendem Drive. Die linke Hand hämmert die Melodie, die rechte Hand lässt Riffs jubilieren, die locker jede Doppelgriffetüde von Scriabin zur Bagatelle degradieren. Das Konzert kulminiert in Molinaros Version der "Rhapsody in Blue". Jene findet sich als hochpotente Hauptingredienz in einem pianistischen Zaubertrank der Marke "Molinaro original" wieder. George Gershwin selig dürfte im Grabe rotieren – vor Freude und Verzückung, versteht sich.
Die erste Zugabe klang wie "Clair de lune" von Debussy, und Molinaro gab zu verstehen, dass ihm der Atlantik-Flug noch in den Knochen stecke, doch das Publikum hielt es nicht auf den Sitzen bis eine Prestissimo-Studie zu "I Got Rhythm" nichts als blanke Freude hinterließ.

11.10.06

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