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Nachrichten > Kultur und Bildung

Così fan tutte - So machen's alle


(Foto: Hubert Richter)

(bro) (khm) Nach einer erfolgreichen Aufführung von Mozarts "Hochzeit des Figaro" im Jahr 2014 brachte am vergangenen Samstag das Ensemble der Heidelberger Pädagogischen Hochschule Heidelberg - Gesangsklasse von Hans-Josef Overmann - in Zusammenarbeit mit den Vocalconsort "Pro Musica" und "Pro Arte-SAP"-Chor eine weitere seiner Opern im Rahmen der Eberbacher Museumskonzerte auf die Bühne: "Così fan tutte - "So machen's alle", die dritte Oper Mozarts und seines Librettisten Lorenzo Da Ponte, und man möchte schließen, es fehle eigentlich jetzt nur noch der "Don Giovanni".

Es dirigierte mit überzeugend anspornender Gestik und Mimik J. Overmann. Das Verstehen der Handlung stabilisierten zwei "conférencières": Ingemarie Samuelis-Hiller und Maria Breuer, deren eine auch in die Rolle der aufmüpfigen Zofe Despina schlüpfte und die dieser Despina würdige Pointen witzig austeilte, auch das Publikum einbezog etwa fragend, ob es dem Titelmotto "So machen's alle (Frauen)" zustimmten. Auf das Schweigen hin hätte sie Despina selbst zitieren können: "Di pasta simile son tutti quanti - Aus gleichem Teig (Holz) sind alle miteinander" (die Männer nämlich in Sachen "fedeltà - Treue" (Akt I, Sz. 9). Den anspruchsvollen, Stunden dauernden Orchesterpart meisterte im Klavierarrangement Adelheid Lechler mit Bravour, Konzentration und Präzision. Angesichts dieses auf ein Klavier reduzierten hochdifferenzierten Orchesterapparates sollte Alban Berg zitiert werden, es sei so möglich, "Orchesterwerke - aller Klangwirkungen, die nur das Orchester auslöst, entkleidet - hören und beurteilen zu können", damit entfalle,"dass diese Musik ihre Wirkung lediglich ihrer reichen und effektvollen Instrumentation verdanke und nicht auch alle diese Eigenschaften besäße, die bisher für eine gute Musik charakteristisch waren: Melodien, Harmoniereichtum, Polyphonie, Formvollendung Architektur etc."

Geradezu paradox scheint es, dass hier gerade die Sologesangstimmen in zwei- bis fünffacher Besetzung erklangen, was seine Berechtigung darin haben konnte, dass sich den vielen begabten jungen Stimmen - das Programm zählt 19 Namen - sich so auch in der Praxis eine Bühne für deren sängerisches und schauspielerisches Können bot und sicher auch ein Stabilisierungseffekt erzielt war. Aber es wurde auch hörbar - gerade in dem Paradestück der 'Felsenarie' der Fiordiligi (1. Akt, Sz.11), in dem diese ihren Widerstandswillen mit einem unbewegbaren Felsen vergleicht und die wegen Koloraturen, riesigen Intervallsprüngen und Spitzentönen zu Recht gefürchtet ist und italienisch gesungen wurde, dass eine klangliche Homogenität - fern größerer tonaler Reibung - möglich war - eben bei Können und Konzentration. Dafür gab es auch viel Beifall.

So erlebte das zahlreiche Publikum ein musikalisches Feuerwerk auch mit gefallenden Regieeinfällen. Etwa haben die Männer, wie wenn sie selbst "einen Vogel hätten", eine Vogelattrappe in Händen, den Vogel Phönix, von dem wie von der "treuen Frau" alle sprechen, ohne sie je gesehen zu haben. Es tragen die fünf 'Fiordiligis' schwarze, die drei 'Dorbellas' weiße Kleidung, wohl um die Stolze, Resistentere von der Weicheren, Gefälligeren zu scheiden, die ja dann in der Arie "Ich wähle mir den Braunen" (2. A., Sz.2) zuerst der Verführung nachgibt. Anstatt der zweiten Despina- Arie (2. A., Sz.1) "Schon eine Frau von 15 Jahren muss die feine Kunst (der Verführung) kennen" hörte man in einem Exkurs 'Despina' frivol räsonieren über ihre Philosophie des gleichen Rechts zu gelegentlicher Untreue von Mann, aber auch Frau.

Unter den 31 Musiknummern der Partitur, allesamt Juwelen, von denen man hier zwei Drittel ausgewählt hatte, wurden die meisten in deutscher Übersetzung, Glanzstücke aber auf Italienisch vorgetragen. Das kostbare Konzertstück der Ouvertüre mit dem Così-fan-tutte-'Leitmotiv' war in einer Orchesteraufnahme vorangestellt. Von diesen Juwelen seien genannt das Terzettino 'Soave sia il vento - Sanft sei der Wind' (1. A., Sz. 7), das als 'Stimmungsbild einer stillen Wasserfläche' erklang, die man sich für das Schiff mit den beiden abreisenden Geliebten erhoffte. Der 'überirdisch schwebende' Klangeindruck war aber wohl doch nur in einer Originalwiedergabe möglich. Die Arie des Ferrando "Un' aura amorosa - Ein liebevoller Hauch", eines der schönsten lyrischen Gesangsstücke, wurde im originalen Italienisch gesungen und die 'drei' Tenöre' entfalteten deren traumhafte Stimmung in innig gefühlvollem Vortrag.

Im Trennungsschmerz hatten beide Frauen gedacht, sich das Leben zu nehmen. Dorabella sang daher eine stürmische, große Arie: 'Smanie implacabili che m' agite -Unerbittliche Rasereien, die mich treiben" (1.A., Sz. 9). Fürs Publikum war es, wie wenn es in eine tragische Oper (Opera seria) versetzt wäre.

Kennzeichnend für die Oper ist eben auch das Wechselspiel von Elementen der ernsten (seria) mit denen der komischen (buffa) Oper, auf die vor allem der Singspielton samt den trefflichen Zwischentexten der vorlauten Zofe Despina umzuschalten wusste. Hinreißend vorgetragen war daher auch ihre kess-frivole erste Arie.: 'In uomini, in soldati sperare fedeltà? - Bei Männern, bei Soldaten Treue erhoffen?' Nur hingewiesen sei auf die gut geführten Ensembles (Duett, Terzette, Sextett, die beiden Finali, den Chor 'Bella vita militar', an denen gerade diese Oper so reich ist.

Für die Charakterisierung der Oper sollte man sich von deren Titelzusätzen leiten lassen: scuola degli amanti - dramma giocoso, Schule der Liebenden - scherzhafte(s) Handlung (Drama). Es geht um eine "von hinten aufgezäumte heitere Oper". Sie beginnt mit 'lieto fine (happy end). Zwei glückliche Paare haben sich gefunden, es endet alles im Chaos, alle sind miteinander entzweit, enttäuscht, verletzt (E. Büning, FAZ 22.11.'05, 272,35), da die Männer ein fieses Treueexperiment inszenieren und die Frauen nicht treu bleiben können.

Die moralische Entrüstung älterer Zeit ist so nur zu verständlich, wenn z. B. Beethoven und Wagner ablehnend bleiben und der namhafte Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick 1875 schreibt von der "grenzenlosen Plattheit des Textbuchs", das "Mozarts lieblicher Musik zu 'Così fan tutte' überall den Garaus macht". Seither hat man in dieser Oper immer mehr entdeckt, ist in ihr doch thematisiert, was Menschen lebenslang beschäftigt: Beziehungs- und Verständigungsprobleme, Vertrauen, Verunsicherung, Selbsttäuschung, Treue und Liebe.

Angesichts der modernen Regieleistungen standen damit diverse Interpretationsmöglichkeiten offen. Hier wurde deutlich keine "grausame Komödie" inszeniert, die mit einem nicht mehr zusammenlesbaren Gefühlsscherbenhaufen geendet hätte. Aber auch ein anderes Extrem, das der leichtfertigen Verwechslungskomödie mit finalem allgemeinem Lob der Promiskuität war gemieden. Die in der Oper nicht vorkommende 'Handlungskommentatorin', alias Despina, gab sich bei allem frivol forschen Vorwitz schließlich am Schluss, der bei dieser Oper schon immer als besonders schwierig zu gestalten empfunden wurde, doch eher horazisch als 'die lächelnd die Wahrheit Sagende', die eine humane Lösung im Sinne Mozarts/Da Pontes erahnen ließ, die doch keinen der sechs Akteure als Bösewicht darstellten und das Urteil über sie weitgehend dem Publikum überließen. Diese Lösung ginge von der hoffentlich nicht utopischen Vorstellung aus, dass Treue hoher Wert sei, höher aber stehe Liebe, die das Verzeihen kenne. Das würde dabei sicher nicht so einfach gehen wie von Don Alfonso am Schluss gewünscht: "Abbracciate vi e tacete - Nun umarmt euch und schweigt stille". Die versöhnlich anmutenden letzten Takte der Oper sind aber sicher nicht dem Zwang zum ' lieto fine ' (happy end) bei einer Opera buffa allein geschuldet.

11.07.16

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