28.03.2024

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Ein Fest der leisen Töne - Pure Freude an der Musik am 4. September


(Fotos: privat)

(bro) (as/chl) Es war ein besonderer Ausklang am vergangenen Mittwoch, zwei Instrumente aus der Familie der Zupfinstrumente erfüllten gemeinsam die Hirschhorner Klosterkirche mit zarten Tönen. Die Altzither mit langen Saiten und tiefen Tönen wurde virtuos von Rainer Schmidt gespielt. Er brachte mit seinem Spiel eine besondere Stimmung in die Kirche.

Zum Auftakt erklang die Suite in a moll von Robert de Visée, einem französischen Lautenisten am Hofe von Ludwig den 14. Den schnellen Läufen und wechselnden Sätze in abwechselnden Tempi folgte das Publikum aufmerksam. Zwischen den Stücken las Anna Wann Texte aus Michael Endes Momo: „Und wenn sie den ergreifenden oder auch komischen Begebenheiten lauschten, die auf der Bühne dargestellt wurden, dann war es ihnen, als ob jenes nur gespielte Leben auf geheimnisvolle Weise wirklicher wäre, als ihr eigenes, alltägliches. Und sie liebten es, auf diese andere Wirklichkeit hinzuhorchen.“ Scheinbar aus dem Nichts erklang nun die Konzertharfe gespielt von Christina Lechner: Es war so als hätte Michael Ende diese Musik (Reverie von Marcel Grandjany) für seine Worte geschrieben. Verträumt und doch klar war der Sekundenschlag zu hören, während dazu eine feine kleine Melodie erklang. Darauf folgten Carolans Welcome von dem bekannten irischen Harfenspieler Turlough O`Carolan auf der Konzertharfe gespielt. Rainer Schmidt übernahm wieder und intonierte die Partita in d-moll von Johann Sebastian Bach. Obwohl die beiden Komponisten O´Carolan und Bach in der gleichen Epoche, nämlich dem Barock, komponierten, ist es eindrucksvoll zu erleben, wie unterschiedlich ihre Werke klingen. „Dann kam es ihr so vor, als säße sie mitten in einer großen Ohrmuschel, die in die Sternenwelt hinaushorchte. „Und es war ihr, als höre sie eine leise und doch gewaltige Musik, die ihr ganz seltsam zu Herzen ging“ so trug nun Alicia Andryzca den Part aus Endes Momo vor. Geradezu nahtlos fügte sich dazu die Nocturne von Grandjany ein, die Christina Lechner auf der Harfe spielte. Das Stück lebte von den Gegensätzen, beide Hände spielten unisono ein Jagdmotiv, das von einem Arpeggio-Windhauch abgelöst wurde. Musik, die den zuvor gelesenen Text musikalisch zitierte. Es folgte ein Stück vom irischen Harfenisten O`Carolan, das er seiner Mäzenin Miss Mac Dermott widmete. Verschiedene Texte geben Hinweis darauf, dass sie dem blinden Komponisten Obdach gewährte. Es folgte eine weitere Lesung aus dem Buch „Momo“ von Michael Ende: „Es gibt Kalender und Uhren, um die Zeit zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen - je nachdem, was man in der Stunde erlebt. Denn Zeit ist Leben. Und Leben wohnt im Herzen.“ Der warme Klang der Altzither war es nun, der Endes Worte mit Musik belebte. Es erklang die Partita in G von dem barocken Komponisten Silvius Weiss. Anschließend wurde ein Rätsel gestellt. Während das Publikum noch grübelte, ertönte der Harfenklang von der Barcarolle von Grandjany dazu. Zum Abschluss gab es zwei Stücke. Sie kamen wieder von der grünen Insel: Fanny Power und Planxty Irwin mit der für irische Musik typischen Mischung aus Melancholie und Sentimentalität.

Tobender Beifall beendete den nun folgenden Moment der Stille und belohnte Vorleser sowie Musiker für ihre grandiose Performance. Inzwischen schon traditionell sprach Pater Joshy zum Abschied den Abendsegen und entließ das Publikum mit stimmungsvollen Worten.

Vorschau:
Unter Freunden - so lässt sich das Ensemble beschreiben, das am 4. September um 20.44 Uhr in der Klosterkirche Hirschhorn den vorletzten Ausklang des Jahres gestaltet. Die Künstler treffen sich aus purer Freude an Musik als ehemalige Kollegen aus Studienzeiten. Es ist ein Ausklang nicht nur der Instrumente, sondern auch der Stimmen. Sopran und Tenor werden begleitet von Flöte und Klavier.

Agnes Heilmann und Gäste gestalten den Abend. Agnes Heilmann ist die Tochter des Komponisten der Moderne, Harald Heilmann. Sie trifft sich immer wieder mit befreundeten Sängern und Musikern, um Kammermusik zu machen. Dabei kommen auch Werke ihres Vaters Harald Heilmann zur Aufführung. Auf dem Programm stehen aber auch Händel, Mozart und Mendelssohn Bartholdy.
Von Händel wird zu hören sein: „Meine Seele hört im Sehen“ aus „Neun deutsche Arien“, gesungen von Dorothea Feuerstein-Metternich (Sopran), begleitet von Elke Kleinert-Endlich (Sopranblockflöte) und Agnes Heilmann. „Lascia ch`io pianga“ ist die berühmteste Arie von Händel, die er viele Jahre vor ihrer Uraufführung komponierte. „Lass doch die Dornen, pflücke die Rose“ lautet die Aufforderung dieser zauberhaften Musik, gesungen von Günther Hußlick, Tenor, und am Klavier begleitet von Agnes Heilmann.
„Gloria“ gilt als das bedeutsamste geistliche Werk Vivaldis, das er in Venedig, vermutlich in seiner Zeit am Ospedale della Pietà, jenem Waisenhaus in Venedig, an dem er unterrichtete, entstanden ist. An diesem Abend wird daraus das Duett „Laudamus te“ zu Gehör gebracht, intoniert von Sopran und Tenor und in Klavierbegleitung. In der Folge werden Stücke von Harald Heilmann zu hören sein: „Flötensonate“ mit Carola Böing (Querflöte) und „Fantasie und Partita - In dich hab ich gehoffet“ mit Elke Kleinert-Endlich (Sopranblockflöte).
Das folgende Duett „Sub tuum Praesidium“ war als Zuschreibung zu Mozart lange umstritten und galt als ungewöhnlich für Mozarts Kirchenmusik, obwohl Melodie und Stimmführung unverkennbar Mozarts Handschrift tragen. Ungleich bekannter ist dagegen das Duett von Pamina und Papageno aus der Zauberflöte: „Bei Männern welche Liebe fühlen“.
Den Abschluss bildet ein zartes Duett: „Abendlied“ von F. Mendelssohn Bartholdy - eine Einstimmung auf die Nacht und ganz im Sinne des Ausklangs in der Klosterkirche. Es verspricht ein zauberhafter Abend zu werden, ganz der Freude an der Musik gewidmet.

Wie an jedem Ausklang ist der Eintritt frei. Auch an diesem Abend teilen sich die Künstler den Spendentopf mit dem Förderverein Klosterkirche, der zu gleichen Teilen für das Ensemble und für den Erhalt der Klosterkirche Verwendung findet.

27.08.19

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